Meine kleine Geschichte der Zeit
Ich möchte hier einen kleinen Überblick darüber geben wer ich bin, woher ich komme und wie zum Teufel ich meinen Weg zum Amiga gefunden habe. Ich hoffe, dass ich damit bei dem ein oder anderen eventuell sogar Erinnerungen an die eigene Geschichte in Erinnerung rufe. Wer sich von meiner Geschichte angesprochen fühlt darf mir natürlich gerne schreiben was ihm beim Lesen selbiger durch den Kopf gegangen ist oder mir von seiner eigenen kleinen Geschichte berichten. Für Rückmeldungen aller Art steht in jedem Fall das Kontaktformular auf meiner Seite zur Verfügung.
Aber nun viel Spaß beim Lesen.
I. Der erste Kontakt
Meinen ersten Kontakt mit Computern hatte ich dadurch, dass mein Bruder eines schönen Tages einen kleinen grauen Kasten unter dem Fernseher positionierte. Das muss so Ende der 80er gewesen sein und folglich handelte es sich natürlich um den allseits bekannten C64. Sehr schnell war ich fasziniert von der Möglichkeit Befehle einzugeben und zu herauszufinden was sie bewirken. Durch das Studium diverser Anleitungsheftchen die sich in dem Schuhkarton mit diesen seltsamen schwabelligen "Singleschallplatten mit Schutzhülle" befanden brachte ich mir diese im Selbststudium bei. Aber bedingt durch das aus heutiger Sicht krude Basic-Interface waren für mich gerade in diesem Alter natürlich in erster Linie die Spiele interessant. Und davon gab es auf dem guten alten Brotkasten eine ganze Menge. Meine Favoriten waren damals Klassiker wie "Galaga", "Defender", "Pacman", "DigDug", "Donkey Kong" oder "Gyruss".
Leider hat mein Bruder den Commodore ziemlich schnell wieder abgegeben, weil er damit (ganz im Gegensatz zu mir) einfach irgendwie nicht warm geworden ist. Was äußerst schade war, denn meine Neugier war geweckt und ich wollte mehr davon ...
Ich wandte mich wieder meinen Brettspielen zu, beendete die Grundschule und hatte das Glück das Gymnasium besuchen zu dürfen. So kam es dann, dass mir einige Zeit später bei einem der neuen Schulkameraden der Amiga 500 begegnete. Und es war Liebe auf den ersten Blick. Also war vom ersten Moment an klar, dass ich auch einen haben musste. Zum Glück erhielt ich ungefähr ein Jahr später meine Konfirmation und der geneigte Leser darf gerne raten wofür das Geld investiert wurde ... Da ich wusste, dass mein Vater meinem Wunsch niemals entsprochen hätte, machte ich mich also gleich am nächsten Tag auf den Weg zu Fuß durch den Wald zum nächstgelegenen Einkaufszentrum. Der Verkäufer wollte mich zwar noch mit dem mir bereits bekannten Brotkasten (den es damals bereits günstig im Ausverkauf mit einer ganzen Menge Spielen und Zubehör gab) und einer unerschwinglichen grauen Kiste mit grünem Text (oder bernsteinfarbenem ... ich meine ... WOW - Musste man sich trauen !!! :) auf dem Bildschirm ködern, doch mein Herz war bereits vergeben.
Schnell packte ich mir noch ein Zubehör-Paket mit Joystick, Mausmatte, Abdeckhaube und einem der besten Spiele aller Zeiten ("Typhoon Thompson") in den Einkaufswagen, bezahlte alles an der Kasse und trat die Rückreise an. Ich glaube ich bin diese Strecke seitdem nie mehr so schnell gegangen und als ich endlich mit schmerzenden Armen zu Hause angekommen war musste ich feststellen, dass der Tragegriff des Amiga 500 mir sämtliche Finger blutig geschnitten hatte, doch ich hatte nichts davon gespürt obwohl sogar bereits der Karton rot besudelt war. Tja, Liebe muss wohl manchmal weh tun ...
Mein Bruder hatte sein Herz zwischenzeitlich anderweitig verloren und war in Folge dessen in seine erste eigene Wohnung gezogen. Daher hatte sich mein Vater glücklicherweise kurz zuvor einen kleinen 37 cm Farbfernseher gekauft, den er in das alte Zimmer meines Bruders stellte um dort Sport zu schauen, nachdem meine Mutter es sich angwöhnt hatte den Fernseher im Wohnzimmer mit ihren Heimatfilmen mehr und mehr in Beschlag zu nehmen. Doch die Enttäuschung folgte auf dem Fuße ... denn obwohl der Amiga grundsätzlich dazu in der Lage war am Fernseher betrieben zu werden, benötigte man noch einen TV-Modulator genannten Adapter um auch ein Bild an demselbigen zu erhalten. So saß ich ein ganzes Wochenende mit großen Augen vor meinem ganzen Stolz und konnte nichts weiter tun als die (gerade im Vergleich zum Lieferumfang heutiger Computer) wirklich hervorragende und zum Glück ausgiebig bebilderte Anleitung zu verschlingen. Obwohl ich das meißte noch nicht wirklich verstand wurde mir doch eines sehr schnell klar:
Dieses Ding konnte nicht nur einfach Spiele abspielen, sondern noch viel mehr und ich wollte alles davon begreifen, verstehen und selbst ausprobieren!
II. Endlich daheim
Nachdem ich nun also glücklicherweise noch genug Geld übrig hatte für den TV-Modulator konnte ich mich endlich daran machen diese unglaublichen Welten der Bits und Bytes die sich vor mir auftaten selbst zu erkunden. Selbstverständlich war ich begeistert von den grafischen Fähigkeiten der mitgelieferten Spiele doch auch dieses seltsame Ding namens "Workbench" und die dazugehörige "Extras" Diskette mit dem darauf enthaltenen Basic hatten es mir angetan.
Plötzlich war es möglich selbst schöpferisch tätig zu werden und so fing ich schon bald, angespornt durch die diversen Listings und Programmierkurse im renommierten Amiga-Magazin und anderen hochkarätigen Publikationen dieser Zeit, damit an meine ersten kleinen Programme zu entwerfen. Darunter befanden sich neben den üblichen Verdächtigen wie einem Vokabel-Lern-Programm und diverser Matheprogramme solch grandiose Dinge wie ein dreidimensionales Schiffe versenken und ein Textadventure basierend auf dem Sherlock Holmes Universum, das jedoch leider niemals wirklich fertig werden sollte ...
Denn kurze Zeit später geschah etwas das mein Interesse in eine gänzlich andere Richtung leitete: Ich bekam eine Kopie von den allseits bekannten Programmen "Deluxe Paint" und "Soundtracker" in die Finger. Damit waren Dinge möglich die ich mit Basic so niemals hätte umsetzen können und so spezialisierte ich mich ziemlich schnell darauf Grafiken zu erstellen und meine ersten Gehversuche im musikalischen Bereich zu tätigen. Wärend ich im grafischen Bereich recht schnell Fortschritte erziehlte bedurfte es im Audiobereich noch einiger weiterer Jahre und des Erscheinens des fantastischen Programmes "DigiBooster" bis ich auch hier die ersten vorzeigbaren Resultate erziele konnte. Naja, ich bin auch nur ein Mensch und kann mich nicht zerreißen.
Mein Amiga 500 begleitete mich dabei viele Jahre lang und wurde beständig aufgerüstet, zuerst mit einem externen Diskettenlaufwerk, zwei Joysticks, einer besseren Maus mit 400 dpi, der obligatorische Speichererweiterung auf 1 MB im Trapdoorslot (welche ich später als Chipmen einband, da mir der Grafikspeicher für meine Bilder nicht mehr ausreichte) und einer Supra28, die mit ihrem genialen Pufferspeicher das Limit der niedrigen Busgeschwindigkeit im Amiga 500 aufhob. Zu guter letzt kam dann noch mein ganzer Stolz dazu, die A530 Turbokarte von GVP mit einer per Quartz Update auf 50 MHz übertakteten 68030 CPU, 2 MB Arbeitsspeicher und einer 80 MB großen Quantum Festplatte, die ich von einem Freund im Tausch gegen mein SEGA Gamegear erhielt. So hatte ich dann zusammen mit einer Kickstart Umschaltplatine und Kickstart 2.04 sowie der Workbench 2.1 ein richtiges Biest vor meinem 1084S, das so ziemlich jedem PC-Besitzer in meinem damaligen Umfeld das Fürchten lehren konnte. Und das zu einer Zeit, da die meißten meiner Klassenkameraden noch mit dem DOS und der Vergabe von Interrupts an ihren 286ern beschäftigt waren um Ultima starten zu können.
Doch anstatt mich in die vermutlich durch Neid und Unwissen angetriebenen Diskussionen mit den ewig nörgelnden Klassenkameraden zu vertiefen habe ich mein Können und meinen Rechner lieber kreativ eingesetzt. So enstanden in dieser Anfangszeit viele wundervolle Grafiken, die ihren Einsatz unter anderem z. Bsp. im Red Sector Demomaker und später auch anderen Bildschirmanimationen im Schaufenstereinsatz im Einzelhandel meiner Heimatstadt Siegburg fanden. Außerdem war ich später der Ansprechpartner für Amiga bezogene Probleme an meiner Schule, kümmerte mich um An- und Verkauf von Hard- und Software und führte auch manchmal Sammelbestellungen bei Softwarehäusern durch, die allen Beteiligten einen geringeren Preis ermöglichten. Außerdem war ich "Stammthekenhalter" im Joysoft und half dort auch viel und gerne aus, was es mir ermöglichte immer gleich in die neuesten Spieleveröffentlichungen reinzuschnuppern.
Trotzdem stiegen jedoch langsam aber sicher in meinem Bekanntenkreis immer mehr einst überzeugte und flammende Amiga User auf den PC um, was erschreckenderweise bei so ziemlich allen einzig und allein an den dort verfügbaren Spielen lag. Das ist insofern interessant, als dass gerade diese User den Amiga später immer als "Spielekiste" bezeichneten. Unter diesen Leuten befand sich leider auch der größere Bruder und ehemalige Amiga 2000 Besitzer eines Bekannten von mir, von dem ich zu Beginn meiner "Karriere" gerade im Basic Bereich sehr viel gelernt hatte. Glück um Unglück hinterließ er mir jedoch zum Abschied mehrere vollständige Jahrgänge des Amiga-Magazins, die seine betuchteren Eltern ihm im Abo geschenkt hatten. Diesen Verlust an Amiga kompatiblen Freunden konnte ich zum Glück damit ausgleichen, da es in meiner Heimatstadt einen Amiga Fachbetrieb gab. Aufgrund des schlechten Verhältnisses mit meinen Eltern verbrachte ich dort alsbald einen Großteil meiner Freizeit und teilweise fast meine gesamten Ferien. Dadurch konnte ich immer wieder neue Amiga-User kennen lernen und durfte und auch meine ersten Erfahrungen an Hardware sammeln, die ich mir zum damaligen Zeitpunkt niemals selbst hätte leisten können wie z. Bsp. Soundsamplern oder Digitizern. Außerdem habe ich dadurch so ziemlich alle bedeutenden Erweiterungskarten für die Big-Box Amigas zumindest im Betrieb erlebt und teilweise auch selbst ausprobieren können.
Zum Glück hatte meine Mutter mehr Verständnis für mein Hobby und auch mehr Weitsicht als mein Vater was die Wichtigkeit des wachsenden Computermarktes auf die Entwicklung der Technologie im allgemeinen und die gesamte Gesellschaft anbelangte, und so ermöglichte sie mir trotz des spärlichen Haushaltsgelds das ihr mein Vater zur Verfügung stellte glücklicherweise noch stolzer Besitzer eines externen CD-Laufwerkes in Form des A570 von Commodore sowie eines Handscanners von Mustek werden zu dürfen.
Doch so langsam musste auch bei mir auf der Hardwareseite etwas richtiges passieren und ich schielte trotz meiner Liebe zum Half-Bright-Modus für meine Grafiken schon lange auf den übermachtigen Amiga 4000/40 D hinter der Ladentheke ...
III. Evolution statt Revolution
Dass etwas passieren musste hatte zu diesem Zeitpunkt zum Glück auch Commodere endlich eingesehen und brachte den jüngsten Spross der Amiga Familie, den Amiga 1200 auf den Markt. So revolutionär dieser auch mit seinem neuen AGA Chipsatz auf der Grafikseite war, so enttäuschend war doch die restliche Performance des Gerätes, vor allem wenn man so wie ich bereits die Geschwindigkeit der guten alten GVP A-530 gewohnt war. Zwar taten sich mir was die Farbenvielfalt anbelangt zusammen mit dem frisch erstandenen Personal Paint neue Welten auf, jedoch war mein Amiga 500 dem "großen Bruder" noch längere Zeit überlegen, so dass ich beide abwechselnd oder zusammen per Serieller Verbindung nebst Disk-Swapping im "Sandwich-Betrieb" verwendete.
Fortsetzung folgt ...
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